Naturschutz

Die Rückkehr des Burgherrn

Der Biber (castor fiber) hat seinen Namen aus dem Indogermanischen und bedeutet so viel wie „braun“ bzw. der Braune.

Er gehört der Klasse der Säugetiere und der Ordnung der Nagetiere an. Es gibt zwei Arten des Bibers. Den Europäischen Biber und den Kanadischen Biber.

Nicht zu verwechseln ist der Biber mit dem Bisam, der aus der Familie der Mäuseartigen bzw. Wühlmäusen stammt oder der Nutria, der aus der Familie der Biberratten stammt.

Der Biber erreicht mit 1 Meter Länge und einem Gewicht von 25-35 kg eine beachtenswerte Größe unter den Nagetieren.

Seine mittlere Lebenserwartung liegt bei ca. 8 Jahren. Er lebt in monogamer Dauerehe und paart sich in den Monaten Januar bis März. In der Regel beträgt die Wurfgröße 2-3 Jungtiere. Es wird nur ein Wurf pro Jahr geboren.

90 % seiner Zeit verbringt der Biber an Land. Im Wasser hält er sich ca. 2-3 Stunden auf. ER ist reiner Vegetarier und hält keinen Winterschlaf.

Auffällig ist sein Schwanz, der zu einer breiten Kelle ausgebildet ist und unterschiedliche Funktionen wahrnimmt. Er dient als Antriebskörper und zur Balance im Wasser. Auch zur Kommunikation wird er eingesetzt. Außerdem dient er als Fettspeicher und Wärmeregulator.

Zum Antrieb benutzt der Biber auch seine Hinterpfoten, die mit Schwimmhäuten ausgestattet sind. Die fünfgliedrigen Vorderpfoten werden zum Halten und zum Graben benutzt. Es gibt dem zu Folge  keine Schwimmhäute.

Was ihn für den Pelzjäger so interessant gemacht hat, sind seine vielen Haare pro cm2. Ca. 23000 Haare findet man auf einem cm2. Wir Menschen können nur mit 300 Haaren/ cm2 aufwarten (manche auch viel weniger). Die meisten Haare pro cm2 hat allerdings der Fischotter (50000/ cm2)

Der Biber hat einen sehr guten Geruchssinn. Auch sein Gehörsinn ist gut ausgebildet und erlaubt die Tonaufnahme auch unter Wasser. Sein Sehvermögen ist nicht so gut ausgeprägt und er vermag nur Grautöne wahrzunehmen. Beim Schwimmen liegen Nase, Augen und Ohren auf einer Linie über Wasser.

Besonders auffällig sind auch seine Schneidezähne, die durch Eiseneinlagerungen besonders gehärtet sind. Die Schneidezähne wachsen ständig nach und sind deshalb wurzellos. Er kann auch unter Wasser fressen.

Der Biber ernährt sich von über 300 verschiedenen krautigen Pflanzen, die in oder am Wasser vorkommen. Bei der Nahrungssuche entfernt er sich nicht weiter als 200 Meter vom Gewässer.

Wenn er Baumrinde zu sich nimmt, dann sind 2 Drittel der gefällten Bäume kleiner als 5 cm im Durchmesser. Ein Drittel kann allerdings auch bis zu 90 cm Durchmesser sein. Zielfällungen sind nicht möglich, aber „Arbeitsunfälle“ kommen nur selten vor.

Für den Winter legt er Nahrungsflöße aus Zweigen an. So kommt er ohne Winterschlaf gut durch die kalte Jahreszeit.

Das Zentrum des Biberreviers bildet der Biberbau. Hier verbringt er die meiste Zeit seines Lebens. Der Eingang liegt immer unter Wasser, der Wohnkessel immer darüber.

Biberburgen können imposante Bauwerke sein, die eine Höhe von 3 Metern erreichen können. Es gibt aber auch Wohnhöhlen die im Uferbereich nur spärlich mit Ästen abgedeckt werden und eher unscheinbar sind. Eine Biberburg friert niemals durch und wird im Winter mit Schlamm und Schnee isoliert. Das Innenklima ist trocken und liegt im Sommer immer 2 Grad unter der Umgebungstemperatur. Die Burg ist ansonsten gut durchlüftet. Im Sommer durch die außenwand im Winter durch ein Entlüftungsloch.

Als Baumaterial dienen Äste, Wurzelstöcke und Schlamm.

Der Biber verändert die Landschaft zu seinen Gunsten. Der Biberdamm staut den Wasserkörper an und schafft somit Fluchtmöglichkeiten und Transportwege für das Nahrungsmaterial in der Umgebung.

Viele Arten wie Fischotter, Schwarzstorch, Eisvogel, Wasserralle, Seeadler, Schlangenarten und Fische profitieren von seiner Bautätigkeit. Außerdem kommt es zu einem Anstieg des Grundwasserspiegels.

Bis vor ein paar Jahrzehnten war Europa fast biberfrei. In Mitteleuropa überlebten nach starker Verfolgung zu Nahrungs- und Pelzzwecken, nur wenige Exemplare an der Elbe.

Auch der Kanadische Biber wurde intensiv verfolgt und erlegt. Die Gründe sind überwiegend in der Mode des 17. Jahrhunderts zu suchen. Biberfellmützen und Biberkragen standen zu dieser Zeit hoch im Kurs. Außerdem war der Biber leicht zu erbeuten. Die katholische Kirche erklärte den Biber kurzerhand zum Fisch, um ihn in der Fastenzeit problemlos essen zu können.

Der Preis eines guten Biberhutes lag damals in der Höhe eines Monatslohns und galt als Standesmerkmal. So sorgte ein Modetrend fast für die Ausrottung einer ganzen Tierart in Europa.

Erst billigere Materialien wie Kaninchenfelle oder Seide, beendeten das Massensterben der Nager.

Andere Komponenten des Bibers taten ihr Übriges um die Populationen weiter zu dezimieren. Das bekannt „Bibergeil“ galt als wirksames Schmerzmittel und wurde aus einer Drüse Nähe der Kloake gewonnen. Im 19. Jahrhundert kostete ein Drüsenpaar bis zu 400 €. Es soll auch als Vorläufer des Potenzmittels „Viagra“ zu Ruhm gekommen sein.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren nur noch 1000-2000 von ursprünglich 100 Millionen Bibern übrig. In Deutschland hatten nur ca. 200 Tiere überlebt.

Heute leben wieder über 9000 Tiere allein in Westdeutschland.

Die natürlichen Feinde des Bibers sind Krankheiten wie Tuberkulose, Verkehrsunfälle, Verletzungen nach Revierkämpfen, Greifvögel, Mink oder Fuchs und die illegale Jagd.

Großräuber wie Bär oder Wolf haben keinen Einfluss auf die Population.

Eine Biberpopulation kann sich nicht grenzenlos vermehren, weil die Reviere abgegrenzt sind und nur eine Familie aufnehmen können. Jungtiere sind zur Abwanderung gezwungen. Revierkämpfe sind häufig. Jungtiere verlassen nach dem 2. Winter das elterliche Gebiet.

Der Biber unterliegt nicht dem Jagdrecht und ist streng geschützt. Bei auftretenden Problemen sind die Naturschutzbehörden gefragt. Neben technischen Verbauungsmaßnahmen, ist auch das Abfangen und die Tötung eines Bibers nach Freigabe durch die Naturschutzbehörde möglich.

Zuerst sind allerdings alle anderen Möglichkeiten einer Konfliktlösung anzustreben. Dazu zählen auch Ausgleichmaßnahmen.

Wir als Jäger sollten ein starkes Interesse am Biber haben. Durch seine Wasserbautätigkeiten bereichert er die Landschaft durch die Schaffung neuer Biotope und erhöht damit die Artenvielfalt im Revier.

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Tot und doch lebendig

Als in vergangenen Zeiten möglichst jeder Ast des Waldes zur Brennholzgewinnung für eine warme Stube genutzt wurde, blieb wohl kaum Totholz in den Wäldern zurück. Heute steigt der Totholzanteil in den Wäldern an. Eine bedeutende Menge an abgestorbenem Holz ist ein charakteristisches Merkmal natürlicher Wälder. Totholz bietet zahllosen Tieren, darunter viele seltene Arten, Nahrung, Schutz und Brutstätte.

Totholz entsteht durch das Absterben von Bäumen. Dies kann zum einen durch den natürlichen Alterungsprozess, durch Krankheiten oder durch Konkurrenz zwischen den Bäumen geschehen. Zum anderen können ein Befall von Insekten und Pilzen oder Extremereignisse wie Stürme, Schnee und Feuer den Tod eines Baumes bedeuten.  Stirbt der Baum im Alter natürlich ab, treten zunächst Alterserscheinungen auf. Dazu gehören eine Vielzahl an unterschiedlichen Nischen und Formen wie Rindenablösungen und Baumhöhlen. Bereits sie bieten Lebensraum beispielsweise für den Siebenschläfer, für Fledermausarten sowie für Höhlenbrüter wie den Kleiber oder den Waldkauz. Damit nehmen alte Bäume mit diesen Merkmalen eine bedeutende Rolle in der biologischen Vielfalt des Waldes ein.

Der weitere Zerfall des geschwächten und überalterten Holzes beginnt mit Insekten wie Borkenkäfern, Holzwespen und Rüsselkäfern. Meist noch im stehenden Zustand wird der Abbauprozess durch Pilzbefall beschleunigt, denn die Insekten öffnen Pilzen den Zugang zum Holzkörper. In späteren Zersetzungsphasen spielen weitere, sogenannte Destruenten wie unter anderem Bockkäfer, Schnellkäfer und Hirschkäfer eine Rolle. Fällt der Baum zu Boden, wird das liegende Totholz von verschiedenen Bodentieren wie Schneckenarten, Asseln und Regenwürmern besiedelt. Dieser reich gedeckte Tischt zieht nicht nur Spechte an. Zusätzlich profitieren weitere Vögel und Säugetiere von dem großen Nahrungsangebot eines absterbenden und toten Baumes. Neben Vögeln fangen auch Fledermäuse fliegende Insekten und ebenso Wildschweine und Dachse ernähren sich von totholzbesiedelnden Käfer oder ihre Larven. Damit dient der tote Baum als Nahrungsquelle, Lebensraum und Brutstätte zugleich. Schätzungen zufolge sind etwa 25 % aller einheimischen Käfer Totholzbewohner. Totholz zählt damit zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur.

Totes Holz ist zusätzlich als Nährstofflieferant für den Boden wichtig. Durch die Zersetzungsprozesse werden die im Holz gebundenen Nährelemente wieder freigesetzt und stehen der nächsten Waldgeneration zur Verfügung. Diese Funktion kann vor allem dann erfüllt werden, wenn Totholz nicht nur vereinzelt auf dem Waldboden vorkommt, sondern einen großen Flächenanteil einnimmt.  Die jungen Bäume der Verjüngung können auch direkt vom Totholz begünstigt werden. In den Hochlagen, wo die Fichte natürlicherweise vorkommt, verjüngt sie sich bevorzugt auf totem, liegendem Holz. Das Totholz bietet der Verjüngung einen Höhenvorsprung aus der Schneedecke.

Zudem speichert Totholz viel Feuchtigkeit und wirkt somit kühlend an heißen Sommertagen. Auf Grund der Feuchte stellt Totholz ein geeignetes Winterquartier und Versteck für Amphibienarten wie Feuersalamander, Erdkröten und Molche dar.

Für den Menschen birgt stehendes Totholz jedoch auch eine Gefahr. Abgestorbene Äste oder umfallende Bäume können Waldarbeiter, Spaziergänger oder andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Durch Maßnahmen der Arbeitssicherheit und der Verkehrssicherung kann dem entgegengewirkt werden.

Um gezielt Totholz im Wald zu schaffen, empfiehlt sich daher, Bäume altern und absterben zu lassen, die sich abseits der Wege befinden. Eine weitere Möglichkeit für höhere Totholzanteile zu sorgen, ist das Belassen von eingeschlagenem Holz im Wald als liegendes Totholz. Ein liegender Stamm zersetzt sich dann über mehrere Jahrzehnte vollständig. Dieser Prozess kann je nach Baumart, Größe, Temperatur und Feuchtigkeit des Holzes und seiner Umgebung unterschiedlich lange dauern. Ein älterer Buchenstamm beispielsweise verrottet innerhalb von etwa 30 Jahren, während Fichten- und Tannenholz nach 80 Jahren abgebaut ist. Noch langsamer zersetzt sich Eichenholz. Laubtotholz ist für die Artenvielfalt wertvoller als Nadeltotholz, denn auf einer abgestorbenen Eiche kommen 850 verschiedene, holzbewohnende Arten vor, auf einer Buche 650 Arten. Auf Nadelbäume sind es dagegen etwa 500 Arten. Die holzfressenden Insekten bevorzugen trockenes, besonntes Holz. Daher ist stehendes Totholz wichtiger als liegendes, nasses Totholz. Die Frage, wie viel und welches Totholz der Wald braucht, ist jedoch abhängig von der Baumart und den standörtlichen Gegebenheiten.  (In Urwäldern liegt der Minimalvorrat bei 40 m3/ha). In Wirtschaftswäldern empfiehlt sich, Totholzinseln zu bilden. Ihre Größe sollte zwischen 0,06-0,1 ha liegen, damit sie wirkungsvoll sind. So kann ein Kompromiss gefunden werden zwischen der Holznutzung einerseits und einem ausreichend Totholzanteil anderseits.

Der Erhalt und die Förderung von Totholz ist also eine effektive und einfache Maßnahme, um aktiv Naturschutz im Wald zu betreiben. Vor allem als Lebensraum dient totes Holz dem Schutz eines lebendigen Waldes.

Autor: Alfred Terporten-Löhner